Dienstag, 22. August 2006
Na also,
geht doch:

President Bush Admits Iraq Had No WMDs and 'Nothing' to Do With 9/11

Was alle schon vorher wussten, gibts jetzt also auch vom mächtigsten Analphabeten der Welt. Nicht dass das irgendwas bringen würde, die Willensbildung findet nach der Wahl ohne das Herdenvieh statt, wenn eine Entscheidung mal gefallen ist, geht es nur noch darum, sie vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Leider sind Bush, Pat Roberston und die Neocons PR-Nieten und so fällt halt dieses mal selbst dem Blindesten auf, was da gespielt wird. Ich will ja noch nichtmal behaupten, dass man dem Volk alles auf die Nase binden muss, aber muss man das Ganze wirklich so plump machen?

Nun, wie auch immer, bewirken wird dieses Statement nicht viel. Die Hardcore-Kriegsbefürworter waren in erster Linie nicht wegen sondern trotz der fadenscheinigen Argumente für den Krieg, daran werden diese Worte nichts ändern. Die Feindbilder sind jetzt schon zu gut positioniert, es geht nicht mehr um nicht vorhandene WMDs oder fiktive Verbindungen von Hussein zur Al-Qaida via Al-Zarkawi.

Democracy vs Islamo-fascism, "a new middle east" ist angesagt, wer wird sich da noch mit störenden Detailfragen oder gar Wahrheitsfindung aufhalten? Wichtig ist, was gewollt wird, Argumente sind nur unnützer Ballast. Ja, wer nach Argumenten fragt, ist beinahe eh schon ein Verräter. Wir erinnern uns, das Motto hiess "either you side with us or you side with the terrorists". Fragt sich, wer aus welcher Sicht die Terroristen sind. Auf diesen neuen Nahen Osten bin ich gespannt und ich erwarte ehrlich gesagt nicht viel Gutes.

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Sonntag, 13. August 2006
Sensibles Mandat
Zum Völkerrecht konnte man sich gottseidank in jüngster Menschheitsgeschichte durchringen. Auf dessen Einhaltung nicht immer. Krieg ist geächtet, findet nichts desto trotz weiterhin statt, zur Zeit unter anderem mal wieder im nahen Osten und dieser Artikel von Daniela Dahn in der Wochenzeitschrift 'Freitag' bringt das Menschliche dahinter ganz gut ans Tageslicht. ' Ist der Mensch ein gemeinschaftsfähiges Wesen? Ein zoon politikon?' fragt sie und lässt dabei einige der Schlausten unserer Gattung zu Wort kommen. Oder anders formuliert: Können wir nach Erfindung des Völkerrechts auch darauf verzichten, uns gegenseitig nach bester steinzeitlicher Tradition die Schädel einzuschlagen? Theoretisch wäre es machbar, wo theoretisch gesagt wird, muss jedoch ein 'aber...' kommen. Ich für meinen Teil werde heute den sarkastisch angehauchten Misanthropen aus dem Keller lassen und mir dafür Schützenhilfe von einem anderen klugen Kopf holen:

"Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d.h. die unermessliche Majorität aller Zeiten, haben immer dasselbe, nämlich das Gegenteil getan; und so wird es denn auch ferner bleiben."

-Arthur Schopenhauer

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Sonntag, 18. Juni 2006
DN: Robert Fisk & Loretta Napoleoni über den Tod Al Zarkawis
Nachdem sich Robert Fisk bereits am 7. April etwas ironisch über das Phantom Al Zarkawi geäussert hat, wurde er am Donnerstag vorletzte Woche über die Verfilmung von dessen Liquidierung befragt. Für ihn steht ziemlich sicher fest, dass Zarkawi tot ist, das scheint für ihn aber nicht die entscheidende Rolle zu spielen. Das Wichtige ist für ihn, was Bush und Blair neben der frohen Kunde ausserdem noch behauptet haben, nämlich dass der Aufruhr im Irak weitergehen wird, die Dinge nicht so bald besser und noch viel mehr Menschen ihr Leben lassen werden.

Er sieht durchaus einen Nutzen in diesen "Hollywood-Momenten", dennoch scheint ihm eine allzu starke Personalisierung des Konflikts unangemessen, gegenüber der Rolle und Bedeutung Al-Zarkawis war er schon länger skeptisch, er sieht Al-Qaeda nicht so sehr von Einzelfiguren abhängig und indem uns Blair und Bush auf die schlimmen Dinge vorbereiten, die noch kommen werden, relativieren sie die Bedeutung dieses Erfolges selbst.

Loretta Napoleoni stimmt ihm bei dieser Bewertung zu. Sie glaubt sogar, dass die Liquidierung Al-Zarkawis ihn in einen Art-Supermärtyrer verwandelt, schliesslich sei er der erste Al-Qaedaführer, der im Kampfgebiet ums Leben kam. Al-Qaeda als eine Organisation interessiert sie nich so sehr wie das, was sie "Al Qaeda-ism" nennt - eine neue antiipmerialistische Ideologie, die von Jihad-Kämfern aufgegriffen und auf den Trümmern der Al-Qaeda, der Organisation Bin Ladens vor 9/11, aufgebaut wurde. Sie sieht Al-Zarqawi als Figur, die von uns aus dem Nichts geschaffen wurde, schliesslich musste sie im Februar 2003 als Verbindungsstück zwischen Saddam Hussein und Osama Bin Laden dienen, was sich jedoch als falsch heraus stellte.

Im Jahr 2000 hatte Zarkawi Bin Laden in Kandahar getroffen und es abgelehnt, sich der Al-Qaeda anzuschliessen, weil er Bin Ladens Ansichten nicht teilen konnte, er wollte sich eher auf die arabischen Regime in Jordanien und Saudi-Arabien konzentrieren, Bin Ladens glühender Hass konzetrierte sich aber auf die USA. Er fand jedoch seine Nische bei der Taliban und bildete Selbstmordattentäter in einem kleinen Trainigscamp in Herat aus. Nach dem Fall der Taliban setze er sich in den kurdischen Teil Iraks ab. Der kurdische Geheimdienst gab darauf eine Meldung darüber ab, dass sich ein Al-Qeada Mann im Irak befände. Die USA benutzen diese Meldung um eine Verbindung zwischen Saddam Hussein und der Al-Qaeda zu konstruieren und so mangels fehlender Massenvernichtungswaffen im Irak ein militärisches Eingreifen dort doch noch zu rechtfertigen. So machte der kleine Al Zarkawi es zur Nummer zwei der Al-Qaeda, und das wurde nicht nur bei uns im Westen sondern schliesslich auch in der islamischen Welt geglaubt. So wurde er ein Mythos, Leute schlossen sich seinem Tun an, Geld dafür fing an zu fliessen. Und heute, so Loretta Napoleoni, hätten wir diesen Mythos nicht zerstört, denn ein Mythos sei zwar einfach ins Leben zu rufen aber schwer zu zerstören. Als Idol des "Al Qaeda-ism" werde er nach seinem Tod noch wirksamer werden.

Siehe auch:

Democracy Now! : Will Al-Zarqawi's Death Fuel the Insurgency or Diminish It?

Freitag: Loretta Napoleoni über Zarkawi (deutsch)

Buch: Loretta Napoleoni, "Insurgents in Iraq:Al-Zarqawi and the New Generation"

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